Neues Muster-Ordnungssystem für Kirchgemeinden, Pfarreien und Pastoralräume im Kanton Luzern
Wenn wir in Pfarreien und Kirchgemeinden unterwegs sind, begegnen uns immer wieder die gleichen Fragen:
- Was ist denn genau „archivwürdig“? Dass Pfarrbücher, Kirchenratsprotokolle, Jahresrechnungen und Baupläne archiviert werden sollen, scheint klar. Aber was ist zum Beispiel mit Predigten, Personaldossiers, Protokollen von Teamsitzungen, Ein- und Austrittsschreiben, Webseiten, den Unterlagen kirchlicher Gruppen oder Vereinen?
- Wer ist dafür verantwortlich, dass die archivwürdigen Unterlagen auch tatsächlich dem Archiv übergeben werden? (Oder: Das muss doch nicht alles die Pfarramtssekretärin machen?) Häufig ist die Situation die, dass gewisse Unterlagen doppelt und dreifach geführt und abgeliefert werden, andere dafür fehlen. Oder vielleicht bei (ehemaligen) AmtsinhaberInnen aufbewahrt werden bzw. hier vergessen gegangen sind.
- Wir arbeiten ja am Computer… muss ich das jetzt alles ausdrucken oder kann ich das auch digital archivieren? (Und wenn ja: wie geht das?)
«Ferien auf neue Weise»
Tolles Fundstück aus dem Gemeindearchiv Ingenbohl: Ein Sticker aus dem Jahr 1970 für die Tourismuswerbung. Von der Gestaltung und vom Inhalt her sehr passend auch für die Corona-geprägte Gegenwart…
archivaria macht hingegen über den Sommer keine Ferien – auch nicht «auf neue Weise» –, sondern arbeitet an Orten voller Postkartensujets: Luzern, Ingenbohl/Brunnen und Zug. Wir beschäftigen uns mit frühneuzeitlichen Urkunden sowie Güseldeponien in den 1960er-Jahren, rekonstruieren die globale Vernetzung eines Verlags im 19. Jahrhundert und unternehmen Zeitreisen durch die Geschichte des Vormundschafts- und Armenwesens. Vielleicht doch eine «neue Weise» Ferien zu verbringen?
Global vernetzt
Zusammen mit dem FRAM Museum starten wir dieses Jahr ein Pilotprojekt. Ziel ist es, eine erste Übersicht über die Vernetzung des Benziger Verlags zu erhalten. Der für die katholische Welt bedeutende Einsiedler Verlag war insbesondere bekannt für Andachtsbilder, Gebetsbücher und religiöse Literatur und gehörte bis Mitte des 20. Jahrhunderts zu den grössten Arbeitgebern des Kantons Schwyz.
Sarnen von einer neuen Seite kennenlernen
Eigentlich war am 16. März 2020 geplant, mit unserer Auftraggeberin, der Korporation Freiteil, einen Rundgang durch Sarnen zu unternehmen, um all deren Liegenschaften kennenzulernen. Das sollte bei der Erschliessung des Korporationsarchivs helfen, die Bauakten besser zuordnen zu können. Doch der Rundgang fiel wegen der Corona-Pandemie ins Wasser. Nun lernen wir Sarnen von einer ganz neuen Seite kennen: Über die Bauakten der Korporation Freiteil. Und menschenleer…
Zeitzeugen gesucht
Seit bald einem Jahr arbeitet Martina im Zuger Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der sozialen Fürsorge. Nun werden immer noch Zeitzeugen für Interviews gesucht. Mehr zum Projekt und zum Aufruf für Zeitzeugen ist im Artikel der Zuger Zeitung vom 4. Januar 2020 zu erfahren.
Rückblick auf die Geschichte der Kunstgewerbeschule
Anlässlich ihres vollständigen Umzugs in die Viscosistadt sendete SRF am 28. November 2019 in «Schweiz Aktuell» einen Beitrag zur HSLU Design & Kunst. Dabei interessierte nicht nur der neue Standort mit seinen grosszügigen Werkstätten. Martina Akermann gab auch Auskunft zur historischen Entwicklung der Schule. Sie und Julia Müller hatten auf das Jubiläumsjahr 2017 hin ihre wechselvolle Geschichte aufgearbeitet.
Wir wünschen der HSLU Design & Kunst alles Gute am neuen Standort beim Aufschlagen eines neuen Kapitels in ihrer Geschichte!
Auch der Umzug digitaler Informationen ist ein Kraftakt
Es sind zwar keine Zügelboxen zu sehen, doch trotzdem steht hier ein grosser Umzug an: Die St. Anna Stiftung stellt von einer über die Jahre gewachsenen Ablage auf ein neues Ordnungssystem und damit auf eine besser strukturierte Ablage um. Das Ordnungssystem entwickelten wir gemeinsam mit den Bereichsleitenden sowie der Verantwortlichen für das Qualitätsmanagement, Corinne Sturm. Gerade das «Zügeln» der digitalen Informationen ist aufwendig, weil sich in all den Jahren so einiges angesammelt hat.
Beitrag im Kirchenboten
In der aktuellen Ausgabe des Kirchenboten berichten wir über unser Projekt mit der Reformierten Kirche Luzern (2016 bis heute): Da geht es um Gedächtnisse, Demenz und Datenlecks, um 61 Laufmeter geordnete Geschichte, und um das Archiv der Zukunft. Neugierig? Der Artikel steht hier zum Download bereit.
Bild: Kirchenvorstand, Pfarrerschaft und Begleitung an der Aufrichtfeier der sich im Bau befindlichen Lukaskirche, ca. 1934 (FotografIn unbekannt), Archiv der reformierten Kirchgemeinde Luzern, A2/A.751.
Bei der Erschliessung des Luzerner Stiftsarchivs tritt so manche Trouvaille zutage
Wer meint, bei der Arbeit mit den Zeugnissen, Schätzen – und Altlasten – unserer Vergangenheit stumpfe man mit der Zeit zwangsläufig ab, der oder die irrt. Historische Pläne etwa vermögen uns immer wieder zu begeistern. Das oben abgebildete schöne Stück zeigt einen Teil des Luzerner Stiftsbezirks im 14. Jahrhundert – damals war das Chorherrenstift noch ein Benediktinerkloster. Zu sehen sind einige der stattlichen Häuser der Klostermänner sowie deren Gärten, beim Buchstaben C befand sich die Schule. Ziel des Plans war es aber natürlich nicht, die Nachwelt zu entzücken. Hier wurden mit grosser Sorgfalt und präziser Hand Rechts- und Besitzverhältnisse ins Bild gesetzt: Der Plan illustriert eine Urkunde von 1381, welche die Neuordnung verschiedener Grundstücke innerhalb des Klosterbezirks regelte. Dem Inhaber des Bauamtes sollte so zu einem grösseren Garten verholfen werden.
Mitarbeit im Forschungsprojekt der Zürcher Beratungsstelle für Landesgeschichte
In den letzten Jahren wurde die Thematik der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen breiter historisch erforscht und der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Dies ist ein wichtiger Schritt für die Betroffenen dieser Massnahmen. Das erlebte Unrecht kann man zwar nicht ungeschehen machen, jedoch werden die Opfer nach Jahrzehnten des stillen Leidens endlich ernstgenommen und rehabilitiert. Nun will der Kanton Zug das soziale Fürsorgewesen mit all seinen verschiedenen Aspekten als erster Kanton in der Schweiz umfassend aufarbeiten und beauftragt hierfür die Beratungsstelle für Landesgeschichte, ein Spin-off der Universität Zürich unter der Leitung von Dr. phil. Thomas Meier.