Stürmische Zeiten


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Eine Zeitreise ins Rothenburg der 1920er Jahre

Die 1920er-Jahre gelten gemeinhin als «stürmisch». Nach dem Ende des zerstörerischen Ersten Weltkriegs kam in Grossstädten wie New York, Berlin oder Paris ein neues Lebensgefühl auf. Radio, Kino und Jazzmusik revolutionierten das Leben. Insbesondere für Frauen boten sich nun Freiräume, wo vorher keine waren. Nicht nur erstritten sie in Deutschland, Österreich und den USA das Stimm- und Wahlrecht. Viele von ihnen wollten auf die während des Krieges neu erworbenen Fähigkeiten nicht verzichten und zogen Ungebundenheit und ökonomische Unabhängigkeit der Ehe vor. Insbesondere in den genannten Grossstädten ergab sich dabei eine emanzipatorische Aufbruchstimmung. In der Schweiz sah die Situation allerdings anders aus.

Hierzulande waren nicht nur technische Errungenschaften weniger verbreitet – während man in Chicago den Staubsauger genoss, fehlte in alpinen Regionen der Wasseranschluss. Auch die Geschlechterrollen hatten sich kaum verändert. Einigermassen vom Ersten Weltkrieg verschont, waren Männer und Frauen in der Schweiz auch weniger in neue soziale Rollen katapultiert worden. Blies in der Schweiz auf gesellschaftlicher Ebene ein ruhigerer Wind als anderswo, wurde es im Sommer 1927 jedoch im wahrsten Sinne des Wortes «stürmisch».

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„Ich bin in dichter Not!“


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Briefe eines zwangsmigrierten Philosophen im Archiv der Gemeinnützigen Gesellschaft Luzern

Was haben wir nicht schon alles entdeckt in den verschiedenen Archiven, in denen wir tätig waren: Nebst einigen historischen Trouvaillen und verschwunden geglaubten Einzelstücken auch mumifizierte Mäuse, grössere Summen Bargeld oder eine Sammlung von Kieselsteinen. Überraschungen sind wir also gewohnt. Manche dieser unerwarteten Funde sind allerdings Zeugen vergangener Not und Verzweiflung – und hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack.

So erging es uns mit einigen Briefen, die wir bei der Aufarbeitung des Archivs der Gemeinnützigen Gesellschaft Luzern (GGL) fanden. Die Briefe stammen von Arthur Liebert und erlauben Einblicke in das Schicksal eines deutsch-jüdischen Gelehrten auf der Flucht. Luzern spielt dabei eine bemerkenswerte Rolle.

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Angst vor dem Millenium-Bug


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Haben Sie den Jahreswechsel von 1999 auf 2000 mit einem Glas Champagner in der Hand gefeiert und ausgelassen zum Hit des Jahres «Mambo No. 5» von Lou Bega getanzt? Vielleicht war Ihnen aber auch nicht zum Tanzen zumute, denn die Jahre vor der Jahrtausendwende brachten einigen Kopfschmerzen noch vor dem Kater.

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Skifahren als Volkssport und Teambildung


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Wie eine Emmer Viscosefabrik das Skifahren entdeckte und eine neue Tradition begründete

«Alles fahrt Ski, alles fahrt Ski. Ski fahrt di ganzi Nation», so besang es der Schweizer Schlagersänger und Fernsehstar Vico Torriani 1963. Schliesslich gebe es nichts Schöneres als «Sunneschy, Bärge und Schnee». Heute ist es bisweilen schwierig geworden mit dem Schnee, der Wintersport steht vor dem Hintergrund des Klimawandels in der Kritik und es ist für Schweizer*innen nicht mehr zwingend, (gute) Skifahrer*innen zu sein. Früher war eben alles noch anders.

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So sieht man sich wieder


  • So sieht man sich wieder
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Wir arbeiten uns durch die Archive Emmens und begegnen alten Bekannten

Unsere Karte zum Jahreswechsel 2020/21 zeigt die katholische Pfarrkirche Gerliswil im Bau. Auch auf unserem neusten Fundstück ist die Kirche von Architekt Adolf Gaudy, zwischenzeitlich fertiggestellt, gut zu sehen. Gebaut wird immer noch, nun allerdings bei den Reformierten. Die haben sich an diesem verregneten Tag im Frühling 1933, mit Regenschirm oder Hut ausgestattet, auf der Baustelle ihrer neuen Kirche versammelt, um die Grundsteinlegung zu feiern. Und zu feiern gibt es. Entsteht hier doch die erste reformierte Kirche in Emmen.

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Gemeinsam stark und tugendhaft


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Ein spannender Fund erlaubt Einblicke in die Geschichte der Marianischen Jungfrauenkongregation Gerliswil

Ernst blicken sie in die Kamera, die Damen auf der schwarz-weiss Fotografie, und präsentieren ihre Handarbeiten. Vermutlich mussten sie ganz stillhalten, bis die Glasplatte belichtet war. Vielleicht rührt der Ernst dieser jungen Frauen aber auch daher, dass sie zusammengekommen sind, um sich einer durchaus bedeutungsvollen Aufgabe zu widmen.

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Klein, aber oho: unser neues Lieblingsstück


  • Klein, aber oho: unser neues Lieblingsstück
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Im Archiv der Pfarrei Menznau verbirgt sich ein aussergewöhnliches Urbar

Aktuell bearbeiten wir das Archiv von Kirchgemeinde und Pfarrei Menznau. Und hier haben wir ein aussergewöhnlich schönes Fundstück entdeckt: Ein kleines, in braunes Leder gebundenes, an den Ecken leicht angestossenes Büchlein. Ein Urbar von 1817, und damit zunächst einmal nichts Aussergewöhnliches. Bei einem Urbar handelt es sich nämlich um ein Verzeichnis der Güter,  Einkünfte und Rechte eines Grundherrn. In unserem Fall ist es das Verzeichnis aller Zehnteinkünfte des Pfarrers von Menznau.

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Gemeindearchiv Ingenbohl


Ferien Brunnen

«Ferien auf neue Weise»

Tolles Fundstück aus dem Gemeindearchiv Ingenbohl: Ein Sticker aus dem Jahr 1970 für die Tourismuswerbung. Von der Gestaltung und vom Inhalt her sehr passend auch für die Corona-geprägte Gegenwart…

archivaria macht hingegen über den Sommer keine Ferien – auch nicht «auf neue Weise» –, sondern arbeitet an Orten voller Postkartensujets: Luzern, Ingenbohl/Brunnen und Zug. Wir beschäftigen uns mit frühneuzeitlichen Urkunden sowie Güseldeponien in den 1960er-Jahren, rekonstruieren die globale Vernetzung eines Verlags im 19. Jahrhundert und unternehmen Zeitreisen durch die Geschichte des Vormundschafts- und Armenwesens. Vielleicht doch eine «neue Weise» Ferien zu verbringen?

Wo steckt der Organist?


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Frühe Visualisierungen in Architekturskizzen

Architekturskizzen sind bis weit ins 20. Jahrhundert ziemlich nüchtern gehalten. Pläne können zwar mal frisches Mint und Pink enthalten, Menschen sind jedoch nie abgebildet. Umso mehr überrascht, dass im Plan von Silvester Walpen aus dem Jahr 1851 eine Figur zwischen den Orgelpfeifen hervorguckt.

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Eintauchen in die Bilderflut des 20. Jahrhunderts


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Analyse und Bewertung des Bestands „Foto Friebel“ im Stadtarchiv Sursee

Im April und Mai hatten wir das Vergnügen, uns durch einen noch weitgehend unentdeckten Bilderschatz zu wühlen: Unsere Aufgabe war die Analyse und Bewertung des analogen Fotonachlasses der Surseer Fotografenfamilie Friebel. Der umfangreiche Bestand befindet sich heute im Besitz des Stadtarchivs Sursee. Ein kleiner Teil ist erschlossen – der weitaus grössere Teil aber harrt noch seiner Entdeckung. Und Rettung. Handelt es sich bei Fotografien doch um ein hochgradig sensibles Archivgut, das aufwändiger Konservierungsmassnahmen bedarf.

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