Im Einsatz für unser visuelles Erbe


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Nach Abschluss des ersten „Foto-Friebel“ Projektes blicken wir zurück – und nach vorne

Der analoge Nachlass der Surseer Fotografenfamilie Friebel befindet sich im Besitz des Stadtarchivs Sursee und beschäftigt uns nun schon einige Jahre: 2016 erfolgte die erste Begegnung – und es war Liebe auf den ersten Blick. Allerdings eine Liebe, die von Beginn weg auch etwas Bauchweh bereitete. Umfasst der Nachlass doch mehr als 600’000 Bilder, gleicht die Suche nach einer einzelnen Aufnahme der nach der Nadel im Heuhaufen und ist der konservatorische Zustand zum Teil besorgniserregend.

Es wurde trotzdem etwas Langfristiges. 2018 erhielt Archivaria den Auftrag, den umfangreichen Bilderschatz eingehender zu analysieren und Vorschläge für das weitere Vorgehen auszuarbeiten. Klar war, dass nicht der ganze Nachlass erhalten werden kann oder muss. Nur: Wo fangen wir an? Wo sollen Ressourcen investiert werden? Das versuchten wir herauszufinden. Und fragten deshalb: Welche Teile dieses unfassbar grossen Bilderschatzes sind von herausragender dokumentarischer oder fotohistorischer Bedeutung? Welche Bilder werden besonders nachgefragt von Nutzer*innen oder interessieren eine breite Öffentlichkeit? Und last, but not least: Welche Serien sind in besonders schlechtem Zustand? Welche Bilder sind gerade dabei, sich selbst zu zerstören?

Ja: Analoge Fotografien tun das, sie zerstören sich selbst. Sie werden flüssig und klebrig, sie verblassen, sie werden spröde und zerbröseln oder zerbrechen. Und einige der besonders sensiblen Kunststoffnegative vernichten sich nicht etwa still und heimlich, sondern der Zerstörungsprozess greift auf das Umfeld über, ist also ansteckend – und ausserdem auch noch ungesund. Wer deshalb analoge Fotografien für die Zukunft erhalten möchte, der*die sollte sich erstens entsprechend vorbereiten und ausrüsten (siehe Bild) und zweitens auf keinen Fall zu lange zögern.

Eine erste Rettungsaktion erfolgte 2019-2022 in Zusammenarbeit von Stadtarchiv Sursee, Archivaria, der Stiftung Fotodok, dem Atelier Reding und Memoriav. Herausgepickt, verzeichnet und teilweise digitalisiert wurde eine Serie, die uns a) inhaltlich unbedingt erhaltenswert erschien, b) teilweise bereits unrettbar verloren war. Über dieses Pilotprojekt berichtet nun die SurseerWoche in einem ausführlichen Beitrag. Und im fotodok-Lexikon können sich Interessierte durch knapp 1’000 Aufnahmen Geschichte klicken.

Das erste Projekt – unser Pilot – ist somit abgeschlossen. Fertig sind wir aber natürlich noch lange nicht. Ausgerüstet mit den Erkenntnissen aus dem ersten Projekt laufen gerade die Vorbereitungen für ein nächstes. Und das freut uns. Gibt es in diesem Fotonachlass doch noch viele Schätze zu bergen – und einen Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen.

 

Bild: Julia Müller und Linus Ruegge von Archivaria bei den Erschliessungsarbeiten. Da die bei der Zersetzung der Negative freigewordenen Stoffe gesundheitsschädigend sind, tragen wir Atemschutzmasken mit speziellen Filtern sowie Handschuhe aus Neopren. Bild Michael Blatter / Stadtarchiv Sursee

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